Die Bremsanlage und deren Komponenten benötigen ein besonderes Augenmerk. Doch bei einigen Oldtimer ist schlichtweg nicht bekannt, welche Bremsflüssigkeit nun vom Hersteller vorgeschrieben ist oder welcher DOT-Standard denn nun tatsächlich eingefüllt ist. Was ist hier zu beachten? Darf man die Bremsflüssigkeiten ohne Probleme mischen?

Warum Bremsflüssigkeit erneuern?

Achtung: Bremsflüssigkeit sollte nicht bedenkenlos einfach nachgekippt werden, wenn ein deutliches Absinken des Bremsflüssigkeitsstandes erkennbar ist. Das Fahrzeug darf in diesem Fall keinesfalls mehr bewegt werden und die die komplette Bremsanlage muss auf Lecks und/oder erheblichen Verschleiß der Bremsbeläge inspiziert werden.

Ein routinemäßiger Wechsel der Bremsflüssigkeit sollte – unabhängig von der Laufleistung – mindestens alle 2 Jahre stattfinden. Hintergrund ist, dass Bremsflüssigkeiten (auf Glykolbasis) Wasser aus der Umgebung aufnehmen können (Hygroskopie) und dadurch die Temperaturbeständigkeit beeinträchtigt wird. Bei einem Wasseranteil von mehr als 3 Prozent kann durch die entstehende Reibungs-Hitze der Bremse ein Totalausfall der Bremse folgen.

Ebenso ist ein hoher Wasseranteil insbesondere bei Standzeiten förderlich für Rost-Schäden in den Bremszylindern. Durch die korrosionsbedingt verursachten Undichtigkeiten tritt Bremsflüssigkeit aus und gelangt auf Bremsbeläge was die Bremsleitung erheblich vermindert.

Wer auf Nummer sicher gehen will kann auch mit einem preiswerten Bremsflüssigkeittester* den Wasseranteil bestimmen.

Welche DOT-Bezeichnung ist denn nun für mich richtig?

Das United States Department of Transportation (DOT) hat Mindestanforderungen definiert und dadurch die heute gebräuchlichen Normen für Bremsflüssigkeiten hervorgebracht. Grundsätzlich kann zwischen Bremsflüssigkeiten auf Glykolbasis (DOT 3, DOT 4, DOT 5.1) und auf Silikonbasis (DOT 5) unterschieden werden.

Glykolbasis

DOT 3

  • Siedetemperatur bei ≥ 205 °C
  • hygroskopisch
  • Wechselintervalle ca. 2 Jahre
  • Verursacht Lackschäden
  • wurde bei den meisten Klassikern vom Hersteller empfohlen, wird aber kaum noch vertrieben

DOT 4

  • Siedetemperatur bei ≥ 230 °C
  • hygroskopisch
  • Wechselintervalle ca. 2 Jahre
  • Verursacht Lackschäden
  • gängiger Ersatz für DOT 3, jedoch etwas aggressiver, im Zweifelsfall alte Manschetten und Bremsschläuche durch neue Reproduktionen ersetzen.

DOT 5.1

  • Siedetemperatur bei ≥ 260 °C
  • kaum verbreitet
  • ansonsten wie DOT 4

Silikonbasis

DOT 5

  • Siedetemperatur bei ≥ 260 °C
  • nicht hygroskopisch
  • deshalb kein Wechsel nötig
  • verursacht keine Lackschäden
  • wird überwiegend im Motorsport, bei Oldtimern und bei diversen amerikanischen Motorrädern verwendet
  • Rechtlich ist ein Wechsel auf DOT 5 unbedenklich, da Betriebsstoffe frei von Zulassungsregelungen sind.

Gewohnte Qualität bietet in diesem Zusammenhang die DOT 5 Silikonbremsflüssigkeit von Mike Sanders*

Bremsflüssigkeiten mischen?

Grundsätzlich sind die Bremsflüssigkeiten DOT 3, DOT 4 und DOT 5.1 untereinander untereinander verträglich. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte aber immer ein kompletter Flüssigkeits-Wechsel mit einer einheitlichen Flüssigkeit durchgeführt werden. Auf keinen Fall dürfen Glykol-Bremsflüssigkeiten jedoch mit DOT 5 auf Silikonbasis zusammen gebracht werden!

Wer aufgrund er oben beschriebenen Vorteile nun auf Silikon-Bremsflüssigkeit wechseln will kommt also um eine generelle Erneuerung aller Manschetten, Bremsschläuche und Dichtungen nicht herum. Bremsleitungen können wiederverwendet werden solange diese gründlich z. B. mit Bremsenreiniger behandelt und mit Druckluft durchgeblasen werden.

Wer den Aufwand zum Wechsel auf Silikonbremsflüssigkeit nicht scheut, oder sowieso gerade die komplette Bremsanlage überarbeitet wird mit DOT 5 in Zukunft wenig Arbeit und Mühe haben.